Chronologie
der Gorlebener Atomanlagen und des Widerstandes (1977-1997)

Inhaltsverzeichnis:
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Jahr angezeigt.
1977
- 22.Februar
Standortverkündung durch den niedersächsischen
Ministerpräsidenten Albrecht
- 12. März
Großkundgebung in Gorleben, ca. 20.000 Teilnehmer
Sommer: internationales Sommercamp in Gartow. Erntehilfe,
Wiederaufforstung der Waldbrandflächen, auf denen die
DWK (Deutsche Gesellschaft zur Wiederaufarbeitung von
Kernbrennstoffen) eine WAA errichten will. Herbst: Der
Aufruf "Gorleben soll leben" erscheint
- 17.0ktober
OVG Lüneburg verfügt Baustopp für Brokdorf, der
Weiterbau des AKW wird an Entsorgungsnachweise (Gorleben)
gebunden
1978
- Jan.-April:
Landkäufe der DWK. Bespitzelung von Bürgern durch ein
Stader Wachkommando
- 10.-17. Juli:
innerhalb von 5 Tagen sammelt die Bl 800.000 DM, um der
DWK beim Grundstückskauf zuvorzukommen, der Eigentümer
verkauft schließlich doch an die DWK Sommer: 2.
internationales Sommercamp Oktober: bundesweite
Aktionstage "Gorleben soll leben"
1979
- Januar:
mobile Waldwache im Vorfeld erster Baugrunduntersuchungen (Flachbohrungen)
- 14. März:
Beginn der Bohrungen, Blockadeaktionen
- 19. März
Bauern blockieren die Bohrfahrzeuge in ihrem Depot
- 25.-31.März
Treck nach Hannover, dort findet zeitgleich das
"internationale Gorleben-Symposium" statt
- 16.Mai
Ministerpräsident Albrecht lehnt den Bau einer WAA in
Gorleben ab, hält an dem Endlager fest. September:
massiver Polizeieinsatz zur Einrichtung der ersten
Tiefbohrstelle (1003) für die "Erkundung" des
Salzstocks Gorleben-Rambow
1980
- 5.Januar
Beginn der ersten Tiefbohrung, Ende Januar: Errichtung des
zweiten Tiefbohrplatzes (1002) Ostern: internationales
Frauentreffen in Gorleben, 5000 Teilnehmerinnen
- 3. Mai
Besetzung der Bohrstelle 1004, Errichtung eines
Hüttendorfes («Freie Republik Wendland")
- 4. Juni
gewaltsame Räumung von 1004, bundesweite Proteste.
Herbst: Gerüchte, in Gorleben sei ein Zwischenlager
geplant, verdichten sich
1981
- 28.Januar
Anhörung der PTB (Physikalisch-Technische Bundesanstalt)
zu den Zwischenlagern (Faßlager und Brennelement
Zwischenlager) in Gorleben
- April
Kanzler Schmidt und Oppositionsführer Kohl besuchen das
Wendland und geben den Kommunalpolitikern Rückendeckung
- 26./27. Mai
Ratsentscheidung der Samtgemeinde Gartow zu den
Zwischenlagern zugunsten des Antrags der DWK, gekoppelt
an ein Nein zur WAA
1982
- 27. Januar
Grenzbesetzung auf dem Gebiet der DDR als Protest gegen
den Baubeginn des Zwischenlagers
- April
Frauenblockade der Baustelle
- 4. Sept
Tanz auf dem Vulkan, Großkundgebung am Zwischenlager mit
10.000 Teilnehmerinnen, militante Auseinandersetzungen
- 1. November
die Bl enthüllt Pläne zum Bau einer WAA in Dragahn
1983
- Januar
Fußmarsch von einer Abordnung verschiedener Widerstands-
gruppen nach Hannover, wo die Arche Wendland errichtet
wird. Der Kreistag entscheidet mehrheitlich, daß die WAA
gebaut werden soll
- 29. Januar
Ende des Marsches, erst 10, dann 100, schließlich 1.000
Menschen (vorwiegend aus dem Wendland) protestieren in
Hannover
- 20. Februar
300 Traktoren und 2.500 Lüchow-DannenbergerInnen -
demonstrieren in Dragahn. Mai: Besetzung des
Bahnwärterhäuschens bei Dragahn, Störungen und
Behinderungen der Baugrunduntersuchungen
- 6. August
am Hiroshima-Tag demonstrieren ca. 2000 Menschen in
Dragahn gegen zivile und militärische Nutzung der
Atomenergie
1984
- März
Erörterungstermin zur Errichtung der WAA in Dragahn
-
- 24. März
Menschenkette von Hitzacker bis Clenze, ca. 12.000
Teilnehmerinnen
- 30. April
Wendlandblockade, für 12 Stunden werden alle wichtigen
Zufahrtsstraßen nach Gorleben gesperrt
- 8. Oktober
Tag X, erster Atommülltransport, danach andauernde
Proteste und Barrikaden auf den Straßen Unter den
Fässern sind auch falsch deklarierte und illegal
verschobene Fässer (Trans-Nuclear Skandal)
- Dezember
Gewerbeaufsichtsamt verfügt Einlagerungsstopp wegen der
Baumängel
1985
- 4. Februar
DWK entscheidet: die WAA soll nicht in Dragahn, sondern
in Wackersdorf gebaut werden
- 16. Februar
Sonderbusse aus Lüchow-Dannenberg fahren zur Großdemo
nach Wackersdorf
- 23. Februar
Aktionstag im Wendland, Enthüllung eines Mahnsteins
August: das Brennelement-Zwischenlager bleibt gerichtlich
blockiert Oktober: nach einjährigem Einlagerungsstopp
neue Atomtransporte zum Faßlager in Gorleben,
erfolgreiche Behinderungsaktionen
1986
- 17. Februar
500 Lüchow-DannenbergerInnen protestieren gegen Rodungen
für die Einrichtung einer Abraum- und Salzhalde, die im
Zuge des Endlagerbaus aufgeschüttet werden soll. Ende
April: wenige Tage nach dem sowjetischen Super-GAU in
Tschernobyl stellt die DWK den Antrag zur Errichtung
einer Konditionierungsanlage in Gorleben.
- 8./9. Mai
Endlagerspektakel in Gorleben, ca. 5.000TeilnehmerInnen;
danach: Eltern und Kinder fordern die Stillegung aller
Atomanlagen in 0st und West
- 15. Juli
Biobauern besetzen das Kreishaus aus Protest gegen die
Einstellung der unentgeltlichen staatlichen Meßprogramme
- 18. Sept
Fest des "ersten Kübels" in Gorleben, das
Abteufen des ersten Schachtes zur Errichtung des
Endlagers beginnt unter lautstarken Protest
- Mitte November
Staatsanwaltschaft Lüneburg erhebt Anklage gegen drei
AKW-Gegner aus dem Wendland, u.a. wegen der Bildung einer
kriminellen Vereinigung
1987
- 25. Jan.
Lilo Wolny kommt in den Bundestag
- Februar
10 Jahre Gorleben Standortbenennung
- 29. März
40 Trecker + 1.000 Demonstrantinnen protestieren in
Gorleben gegen den geplanten Bau der PKA
- 12. Mai
Schwerer Unfall im Schacht 1 in Gorleben, ein
Stahlring war gebrochen und auf sechs Arbeiter gestürzt.
Sechs Schwerverletzte, einer tödlich.
- 23. Juni
20 AtomkraftgegnerInnen besetzen das Bergamt Celle,
anschließend fehlen wichtige Unterlagen, die belegen,
daß der Unfall im Schacht fahrlässig zustande kam.
Durch die Strafanzeige der Bl und der daraus
resultierenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen
kommt es zum Baustop für eineinhalb Jahre.
- 22. Juli
Die INITIATIVE 60 demonstriert im Umweltministerium in
Hannover für ein Stop in Gorleben.
- Oktober
Das Widerstanscamp in Gedelitz hat in Gorleben einen
Beobachtungsturm gebaut, sie rechnen bald mit dem ersten
Castortransport.
- Dezember
Der Transnuclear-Skandal erreicht seinen Höhepunkt,
mehrere Atommanager haben bereits Selbstmord begangen.
Schwachaktive Atommüllfässer waren illegal mit
Plutonium etc. vermischt worden.
1988
- Januar bis März
Einwendungsfrist für die Pilotkonditionierungsanlage,
der Sicherheitsbericht liegt aus.
- 13. Januar
In einem Stück Rotwild bei Nienwalde werden 3.346 bq/kg
Cäsium gemessen.
- 21./22. Januar
70 Bauern blockieren mit ihren Treckern für 2 Tage das
Zwischenlager. Die "Blähfässer" sollen
abtransportiert und das Lager geschlossen werden.
- 5. März
8.000 Menschen demonstrieren in Gorleben gegen die
Atomanlagen und für den Ausstieg aus der Atomenergie.
Robert Jungk ist Hauptredner.
- 18. März
Der Grill/Licht Bestechungsskandal wir bekannt.
- 27. März
Der Kreuzweg für die Schöpfung von Wackersdorf zu Fuß
nach Gorleben beginnt mit 600 Menschen.
- 1. Mai
Das 300-Leute Konzept zur Castor-Blockade wird
vorgestellt.
- 13.-15. Mai
Frühjahrskonferenz der Anti-AKW-Bewegung in Trebel.
- 25. Mai
Erörterungstermin für die Pilotkonditionierungsanlage
in Gartow wird nach Tumulten vertagt.
- 28. Mai
Nach 63 Tagen erreicht der "Kreuzweg für die
Schöpfung" von Wackersdorf seinen Zielort Gorleben,
wo das Kreuz neben dem ersten Kreuz in der Nähe des
Endlagers aufgestellt wird.
- 2. Juni
Nach 7 Verhandlungstagen wird der PKA-Erörterungstermin
beendet.
- 13. Juni
Undine von Blottnitz, Grüne Europaabgeordnete, hat eine
Privataudienz bei Papst in Rom. Er will aber nicht zur
nächsten Demo kommen.
- 6. September
Die PTB ordnet den Sofortvollzug für die CASTOR
Einlagerung in das Gorlebener Zwischenlager an.
- 7. September
Der Landtag in Hannover mit seiner CDU/FDPMehrheit stimmt
dem Bau der PKA in Gorleben zu.
- 14. 0ktober
Der erste kalte, leere CASTOR wird fast unbemerkt nach
Gorleben transportiert.
- 25. 0ktober
Gerichtlicher Baustop des Endlagerbergwerkes durch Graf
von Bernstorffs Klage.
1989
- 2. Januar
Die Vorbereitungen für die Wiederaufnahme der Arbeiten
an den Schächten haben begonnen.
-
- 23. Januar
Nach 20 Monaten Baustop wird weiter abgeteuft.
- 22. Februar
3 Stunden Streik am Lüchower Gymnasium, weil die
Bezirksregierung einen Informationstag zur Atomenergie
verboten hat.
- 26. Februar
Mit einem Anti-Castor Sonderzug kommen 200
Demonstrantinnen aus Hamburg nach Dannenberg und mit
Bussen weiter nach Gorleben.
- 28. Februar
Das Verwaltungsgericht in Lüneburg stoppt wenige Stunden
vor dem geplanten CASTOR-Transport aus dem AKW Stade die
geplante Einlagerung in Gorleben. Auch die Beschwerde der
DWK/BLG wird vom Oberverwaltungsgericht zurückgewiesen.
- 15. März
Findet der Projekttag Kernenergie im Lüchower Gymnasium
statt.
- 28. März
10 Jahre Harrisburg-Unfall, damals wurden bei einer
teilweisen Kernschmelze große Mengen von Radioaktivität
freigesetzt, obwohl die öffentlichkeit darüber belogen
wurde, fliehen über 100.000 Menschen aus der Region.
Anschließend wurden in den USA die Sicherheitsauflagen
verschärft, so daß 110 in Planung und Bau befindliche
AKW gestoppt wurden.
- 13. April
Der VEBA-Konzern läutet das Ende von Wackersdorf ein. Er
verhandelt mit der COGEMA über eine Beteiligung an der
WAA in Frankreich.
- 30. Mai
Baustop in Wackersdorf, endgültiges "Aus" für
die WAA 1.+2.Juli Tag und Nacht gegen die PKA,
Aktionswochenende mit übernachtung im PKA-Wald, bei
Dauerregen.
- 14. August
Der Hochtemperaturreaktor in Hamm wird auf Beschluß der
NRW-Regierung endgültig stillgelegt.
- 23. August
5 leere CASTOR-Behälter werden zu übungszwecken fast
unbemerkt nach Gorleben gebracht.
- 7./8. 0ktober
Widerstandswochenende gegen die Europäisierung der
Atomwirtschaft in Gorleben. Auf gräflichem Boden wird
eine Schutzhütte errichtet.
- 18. Dezember
Der Gorlebener Gemeinderat stimmt mit 5:3 für den Bau
der Pilotkonditionierungsanlage.
1990
- 10. Januar
Im Schacht I wird in 256 m Tiefe der Salzstock
erreicht. 31. Januar Die atomrechtliche
Teilbaugenehmigung für die PKA wird von Hannover
erteilt, der Landkreis folgt mit der Baugenehmigung. Die
Bl-Anwälte beantragen beim OVG Lüneburg den sofortigen
Baustopp.
- 1. Februar
Seit 5 Uhr morgens haben ca.100 AKW-GegnerInnen
den PKA-Wald besetzt und mit dem Hüttenbau begonnen.
- 3. Februar
5.000 Menschen aus 0st und West demonstrieren zum ersten
Mal gemeinsam in Gorleben gegen den drohenden Bau der PKA
und gegen Atomenergie in 0st und West.
- 6. Februar
Räumung des Hüttendorfes und Baubeginn. Angesichts der
großen staatlichen übermacht gehen die Besetzer
freiwillig vom Platz, nur die Initiative 60 bleibt und
läßt sich nach langen Diskussionen wegtragen.
- 10. Februar
Waldspaziergang um die PKA-Baustelle mit 400 Menschen.
- 19. Februar
ab 5.30 Uhr blockieren ca.200 Atokraftgegner die
Zufahrten zum Zwischenlager und der PKA-Baustelle. Am
Nachmittag räumt die Polizei die Blockaden sehr
gewalttätig ab.
- 8. März
Das Bundesverwaltungsgericht hat die Revision
von drei Klägern gegen das Endlagerbergwerk
zurückgewiesen. Es gibt keinen Baustop.
- 10. März
Beim Waldspaziergang um die PKA wird der Bauzaun von 250
Demonstrantinnen beschädigt. 50 AKW-GegnerInnen aus
Wackersdorf schlossen sich am Nachmittag der
Demonstration an.
- 11. März
7.000 Menschen aus 0st und West demonstrieren in
Stendal gegen das Atomkraftwerk.
- 28. März
Aus Protest gegen die Entscheidung des OVG-Lüneburg zum
PKA-Weiterbau ketten sich 15 Leute an die Tore des
Zwischenlagers.
- 17. April
Frühstücksblockade der BI wird abgeräumt.
- 6. Mai
Treppenbesetzung des PKA-Geländes von 50
AtomkraftgegnerInnen. Um 14 Uhr freiwillig beendet. Mit
Hilfe von Leitern und Treppen waren Sie bequem über die
Sicherungsanlagen eingestiegen.
- 7. Mai
Ab diesem Montag finden jeden Montag Blockaden
vor den Atomanlagen statt, von verschiedenen Gruppen
vorbereitet unter wechselndem Motto. Die Polizei griff
nicht ein.
- 14. Mai
Zu dieser Montagsblockade der Familien waren
schon etwa 100 Kinder und Erwachsene gekommen. Die Aktion
verlief phantasievoll ohne Räumung.
- 13. Mai
Landtagswahlen, im hiesigen Wahlbereich gewinnt
der CDU Kandidat Grill mit 127 Stimmen Vorsprung das
Mandat. Ansonsten gewinnt Rot/Grün, Hannes Kempmann
kommt über die Liste in den Landtag.
- 21. Mai
Klassische Konzertblockade der Lebenslaute.
- 24. Mai
Samba-Nacht und ,,Fahrindiehöh" am
Endlagerbergwerk. Die ganze Nacht geht der bunte
Festumzug.
- 4. Juni
Die Montagsblockaden gehen weiter und
verstärken den Druck zum Ausstieg auf die neue
Landesregierung. Eine Schülerblockade, eine
Biobauernblockade und ein Malwettbewerb erfolgen. Juni: 10
Jahre nach der Hüttendorfräumung 1004 findet eine
Fotoausstellung dazu großen Anklang.
- 12. Juni
Umweltministerin Griefahn und Hannes Kempmann
erklären auf einer Veranstaltung in Gorleben die
niedersächsische Vorstellung vom Atomausstieg. Die BI
bleibt jedoch skeptisch.
- 21./22. Juni
14 Leute besetzen die beiden Endlagerschächte
in Gorleben aus Anlaß des Regierungsantritts in
Hannover. Die Bergbauarbeiten werden tatsächlich
eingestellt, aber Gerhard Schröder löst in Hannover
sein Versprechen zum dauerhaften Gorlebenstop nicht ein.
Die letzten Besetzerinnen verlassen am Morgen des 22.Juni
freiwillig den Turm.
- 23. Juni
Etwa 70 AtomkraftgegnerInnen beginnen in
Gorleben mit Hammer und Meißel den Abbruch der
Endlagermauer Unter dem Motto "irgendwann fällt
jede Mauer", als die Polizei nach einer halben
Stunde kommt, ist bereits alles vorbei.
- 24. Juni
Die Montagsblockade gestaltet einen
Malwettbewerb zur zukünftigen Nutzung der Atomanlagen.
- 6. August
Das staatliche Gewerbeaufsichtsamt hebt die
Beschlagnahmung der 1.290 in Gorleben lagernden
Atommüllfässer auf. Sie können jetzt zur Untersuchung
nach Karlsruhe gebracht werden.
- 6. August
Montagsblockade zum Hiroshimagedenktag.
- 13. August
Montagsblockade mit Tschernobyl-Familien.
- 29. August
Die Sonderkommission aus 40 Kripobeamten hat
ihre Arbeit in Lüchow-Dannenberg ergebnislos
eingestellt. Atomkraftgegnerinnen wurden monatelang
beobachtet, abgehört und über 2.000 Personen
überprüft. Der Verdacht der "Bildung einer
kriminellen Vereinigung" konnte nicht erhärtet
werden.
- 3.-5. September
Mit einer 3-tägigen Abschlußblockade enden die
seit Mai regelmäßig stattfindenden Montagsblockaden.
Zweimal wird dabei sogar von der Polizei geräumt.
Allerdings gerät die Polizei in Schwierigkeiten, als 600
Schafe die Blockade für einige Stunden verstärken, die
zu diesem Zweck extra vom Elbdeich angewandert waren. Den
Abschluß vor einigen Hundert BlockiererInnen bilden
Theater, Kabbaret und Jongleure.
- 6. September
27 von 1.290 illegalen Fässern sind zum
Abtransport geprüft und sollen abtransportiert werden.
- 28. September
Nach langem juristischem Hick-Hack reißt der
Landkreis die auf gräflichem Boden errichtete
Schutzhütte wieder ab.
- 7. 0ktober
Abtäufarbeiten in den Gorlebenschächten werden
eingestellt. Es liegt keine gültige Genehmigung mehr
vor, da 5 Bürger Widerspruch eingelegt haben. Die
Landesregierung weigert sich den Sofortvollzug
anzuordnen.
- 15. 0ktober
Eine Blockade des Endlagers soll dem Baustop nachhelfen,
da dort ohne Rechtsgrundlage weitergearbeitet wird. Am
Abend verkünden Gerhard Schröder und Monika Griefahn
ihre Ausstiegspläne für Gorleben in der völlig
überfüllten "Alten Burg" in Gorleben.
- 11. November
Zusammen mit 300 ärzten die bundesweit in der IPPNW
organisiert sind, demonstrieren in Gorleben 800 Menschen
gegen die Atomkraftnutzung.
- 6. Dezember
Mit verkleideten Nicoläusen findet eine
Blockade vor den Atomzufahrten statt.
1991
- 6. Februar
Zum Jahrestag der PKA-Hüttendorfräumung
besetzen 22 AtomkraftgegnerInnen die PKA-Baustelle. Um
sechs Uhr früh, bei eisiger Kälte klettern sogar einige
auf die Baukräne.
- 20. Februar
Das Verwaltungsgericht Lüneburg hebt den
Baustop für das Endlagererkundungsbergwerk auf.
- 6. März
Das Niedersächsische Umweltministerium erteilt
den neuen Hauptbetriebsplan für das Erkundungsbergwerk
und ordnet die Einstellung der Arbeiten wegen fehlender
Salzlagerstätte an.
- 19. März
Bei einem Unfall im Schacht werden zwei Arbeiter
verletzt.
- 25. April
Das Umweltministerium ordnet über das Bergamt
Celle den sofortigen Stop der Arbeiten am
Endlagerbergwerk an. Das Bundesamt für Strahlenschutz
zieht dagegen vor Gericht.
- 14. Juni
Drei Container, die auf dem Weg von Mol nach Gorleben
sind, werden vom Land Niedersachsen gestoppt und in der
Lüchower Polizeikaserne untergestellt. Währenddessen
blockierten 200 Demonstrantinnen mit Treckern die
Zufahrten in Gorleben.
- 16. Juni
Mit einer Weisung zwingt Töpfer das
niedersächsische Umweltministerium zum Weitertransport
des Transnuklear Mülls nach Gorleben.
- 18. Juni
Mit brutalster Polizeigewalt werden die
Gorleben-Blockaden abgeräumt und die Container im
Zwischenlager eingelagert.
- 16. Juli
Obwohl das Verwaltungsgericht Lüneburg die
Klagen gegen die Gorlebener Rahmenbetriebspläne abweist,
wird nicht weitergearbeitet, weil das Land nach wie vor
die Zustimmung verweigert.
- 4. September
Mit zahlreichen Blockaden vor den Toren und auf den
Zufahrtswegen zur PKA-Baustelle versuchen
AtomkraftgegnerInnen vergeblich die zahlreich anrollenden
Betonmischer zu stoppen. Nach kurzer Zeit wurden sie
abgeräumt.
- 6. 0ktober
Bei der Kommunalwahl verliert die CDU ihre
absolute Mehrheit im Kreistag und in einigen Städten. Es
bildet sich eine bunte Koalition.
- 15. November
Verwaltungsgericht Stade bestätigt Die
Dringlichkeit der Salzstockuntersuchung in seiner
schriftlichen Urteisbegründung vom 16. Juli.
1992
- 2. Januar
Laugenzuflüsse in Schacht I stellen erneut die Eignung
des Salzstockes in Frage.
- 5. Februar
Die neue Kreistagsmehrheit beschließt eine
Resolution zu Gorleben, in der PKA, wo Endlager und
Zwischenlager gestoppt und abgebrochen werden sollen.
- 12. Mai
Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen
der illegalen Einlagerung von Mol-Müll 1987 sind
eingestellt worden.
- 11. Juni
Die BLG will das CASTOR-Lager mit mehr
Aktivität und mehr Behältern füllen und beantragt
dafür eine erweiterte Genehmigung.
- 23. Juni
Der letzte der TurmbesetzerInnenprozesse endete
wie die vorhergegangenen mit einer Verfahrenseinstellung
gegen Zahlung einer Geldbuße.
-
- 8. Juli
Es beginnt die oft angekündigte Auslagerung von
1.290 Transnuklear-Skandalfässern. Sie sollen nun doch
in Duisburg untersucht werden.
- 28. August
Die Standsicherheit der Schächte in Gorleben
wird durch die Laugenzuflüsse nicht gefährdet sagt das
Landesumweltministerium.
- 8. September
Das NMU fordert eine
Umweltverträglichkeitsprüfung für das
Erkundungsbergwerk, vorher dürfe nicht weitergeteuft
werden. Die DBE droht erneut mit einer Klage.
- 13.-19. Sept.
World Uranium Hearing in Sazburg. Vertreter von
Ureinwohnern aus der ganzen Welt treffen sich und
berichten von den Folgen des Uranabbaues, der
Atommüllagerung und der Atomtests, die meistens gegen
den Willen auf dem Land von Ureinwohnern und Indianern
stattfinden.
- 19. 0ktober
Das Zwischenlager in Gorleben soll erweitert
werden und der Gorlebener Gemeinderat stimmt mit 4:3
Stimmen zu.
- 22. 0ktober
Die BLG erklärt, daß in den letzten Wochen des
Jahres mit dem ersten CASTOR zu rechnen ist.
- 23. 0ktober
Umweltministerin Griefahn lehnt weitere
Zwischenlager in Gorleben ab.
- 15./16. Nov.
Herbstkonferenz der Anti-Atombewegung findet in
Schnackenburg mit 80 Delegierten statt.
- 20. November
In Gartow öffnet die Informationsstelle Gorleben schon
vor der offiziellen Eröffnung am 14. Dezember mit Monika
Griefahn. Gudrun Scharmer ist Leiterin dieser lange
verwaisten Stelle.
- 14. Dezember
Zur Eröffnung der INFO-Stelle erhält Griefahn
einen kleinen CASTOR-Behälter, gleichzeitig wird der
CASTOR Verladekran bei Dannenberg von
AtomkraftgegnerInnen besetzt.
- 16. Dezember
Wegen der Blockade des Zwischenlagers werden 6
auf dem Weg von Karlsruhe nach Gorleben befindliche
"Mosaikbehälter" gestoppt und im AKW Esensham
versteckt.
- 18. Dezember
Mit knapp 300 Traktoren blockieren und
protestieren die Bauern anläßlich der Eröffnung der
Dömitzer Brücke gegen Atommüll und Gattabkommen.
1993
- 1. Januar
300 Demonstrantinnen übersteigen anläßlich
eines Neujahresempfanges am Endlager die Mauer mit Hilfe
einer Holztreppe. Das Bergwerksgelände wird für die
nachatomare Nutzung neu verplant. Nach Abschluß der etwa
1-stündigen Aktion verlassen alle unbehelligt das
Gelände durchs Tor.
- 10. Januar
In Schacht I wird in 345m Tiefe mit dem festen
Schachtausbau begonnen.
- 19. Januar
Mit massivem Polizeiaufgebot werden die beiden
seit Dezember versteckten Atommüllcontainer nach
Gorleben gebracht. Etwa 800 PolizistInnen beseitigen die
Barikaden und räumen die 500 SitzblockiererInnen, unter
ihnen Landrat Zühlke und viele MitgliederInnen der
Initiative 60, ab.
- 30. März
Aus Protest gegen die Pläne
zur Erweiterung des Zwischenlagers mauern 40
DemonstrantInnen das Tor des Zwischenlagers zu.
- 31. März
Der Gartower Samtgemeinderat erhebt Einwendung
gegen die geplante Zwischenlagererweiterung.
- 7. April
Die Auslagerung des Skandal-Mülls aus Gorleben
stockt, weil für die Untersuchung der ersten 9 Fässer
ein Spezialbohrer fehlt
- 23. Juni
Das Bundesamt für Strahlenschutz fordert von den 14 Turm
- besetzerinnen Schadensersatz in Höhe von 126.901,10 DM
für die Stillstandszeit.
- 27. Juli
Die Sternfahrt mit Fahrrädern zum
Umweldfestival in Magdeburg macht Station in Gorleben.
200 Jugendliche klettern über die Endlagermauern und
machen einen Schachtbesuch.
- 1. August
Töpfer bekommt keinen Pfennig, bekunden die 14
TurmbsetzerInnen auf einer Infoveranstaltung zum Thema
der Mahnbescheide.
- 4. August
Wieder einmal soll es zügig Losgehen mit der Auslagerung
und Untersuchung der Skandalfässer.
- 10. August
Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen die BLG,
wegen illegaler Atommüllagerung, werden eingestellt.
- 13. August 5
Transportbehälter mit schwachaktivem Müll wurden
eingelagert, nachdem 300 Polizistinnen etwa 100
SitzblockiererInnen abgeräumt hatten.
- 6.-9. September
Zu Beginn des Erörterungstermins für die
Nutzungser weiterung des Zwischenlagers steigen rund 15
Männer und Frauen der BLG auf das Dach. Unter dem Motto
abreißen statt erweitern, beginnen sie mit dem Abdecken
der Dachziegel. Auch die Bl nimmt am Erörterungstermin
(Alibiveranstaltung) nicht teil.
- 9. September
Griefahn stoppt erneut die Erkundungsarbeiten in
Gorleben, da eine Enteignung des Grafen von Bernstorff
laut Gutachten nicht möglich ist.
- 11./12. Sept.
CASTOR-HALLE-LUJA vor dem Zwischenlager. Eine Blockade
mit Podiumsdiskussion zu den Konsensgesprächen, mit
Kinderfest, Lifemusik und Theater, findet anläßlich des
10 Jahre erfolgreich verhinderten ersten CASTORs statt.
Ein Mittelalterlicher Rammbock wurde gebaut.
- 24. September
Das Ziel des Atomausstiegs ist nicht
verhandelbar, sagt Schröder vor den Konsensgesprächen.
- 22. Dezember
Mehrere Hundert Unterzeichnerinnen erklären
sich in einer Zeitungsanzeige solidarisch mit den 14
TurmbsetzerInnen.
- 29. Dezember
Das Verwaltungsgericht Lüneburg äußert
Zweifel an der Eilbedürftigkeit des Endlagerprojektes.
Endgültige Entscheidung fällt erst im Februar.
1994
- 30. Januar
Die Herkunft der Laugenzuflüsse in Schacht I ist
weiterhin unbekannt. DBE will weiterbauen.
- 3. Februar
Tritium in der Schachtlauge deutet darauf hin, daß diese
entweder von der Oberfläche kommt oder von
Tritiuminjektionen bei der Salzstockerkundung.
- 4. Februar
Beim Bau der PKA wurden änderungen ohne Genehmigung
durchgeführt. Die GNS tauscht daraufhin drei
Verantwortliche für den Bau aus. Das NMU will daher die
2.Teilerrichtungsgenehmigung nicht erteilen.
- 21. Februar
Beim Anhörungstermin zum Bergwerk in Gorleben
vor dem Verwaltungsgericht in Lüneburg wird bezweifelt,
ob Gorleben als Endlager noch politisch erwünscht ist.
Entscheidung ist am 7.März.,
- 7. März
Das Verwaltungsgericht entscheidet für den
Weiterbau des Erkundungsbergwerkes. Damit ist der Baustop
seit dem Jahreswechsel aufgehoben.
- 3. April
Am Ostersonntag begräbt die Bl vor dem Endlager
die Wahlversprechen der rot-grünen Regierung.
- 14. April
Nach dem Gerichtsurteil genehmigt jetzt auch das NMU den
Schachtweiterbau in Gorleben.
- 20.-22. Mai
Belagerung der Atomanlagen mit mittelalterlichen
Geräten. Etwa 300 Menschen bauen bei diesem
Pfingstspektakel einen Belagerungsturm, Wurfmaschinen und
den bekannten Rammbock auf. Kurzzeitig gibt es Rangeleien
mit der Polizei.
- 21. Juni
Im Vorfeld des erwarteten CASTOR-Transportes
verübt die "Gruppe Waschbär" einen Anschlag
auf das BLG-lnfohaus in Gorleben. 20.000 DM Schaden.
- 21. Juni
über 100 Schülerinnen blockieren die Lüchower
Innenstadt aus Protest gegen den CASTOR.
- 23. Juni
Alle Pastoren des Kirchenkreises Dannenberg
haben sich gegen den CASTOR-Transport ausgesprochen.
- 23. Juni
Bei einem Bahnanschlag auf der Güterbahnstrecke
Uelzen Dannenberg wurden 19 Bahnschwellen zersägt und
die Schienen verbogen.
- 30. Juni
über 30 Trecker demonstrieren in Dannenberg zur
Wochenmarktzeit gegen den drohenden CASTOR.
- 6. Juli
Erneut Anschläge auf Bahnstrecken. Eisen und Bäume
liegen auf den Bahnschienen. Im Gorlebener Forst entsteht
ein Hüttendorf gegen den drohenden CASTOR-Transport.
- 7. Juli
Am frühen Morgen werden auf allen
Zufahrtsstraßen des Landkreises die verschiedensten
Blockaden errichtet. In einer Erklärung wird Monika
Griefahn an ihr Versprechen erinnert, mit zu blockieren,
wenn der CASTOR kommt.
- 10. Juli
Das CASTORNIX-Hüttendorf ist am Wochenende auf 1.000
Menschern angewachsen, der Belagerungsturm und 30 Trecker
unterstützen die Dauerblockade.
- 13. Juli
Rund 800 Polizistinnen räumen die Dauerblockade
ab. Der Turm wird zersägt, Straßenuntertunnelungen
wieder zugeschüttet. Bis zur CASTOR-Einlagerung gilt
jetzt ein Demonstrationsverbot.
- 14. Juli
Robert Jungk stirbt in Salzburg mit 81 Jahren.
- 15. Juli
Der CASTOR-Transport wird vorläufig abgesagt, das
Versammlungsverbot wieder aufgehoben.
- 16. Juli
Trotzdem ziehen 2.000 Menschen zum Zwischenlager. Am
Hüttendorf wird weitergebaut. Nachts ist Lifemusik mit
vier Bands aus Hamburg, Stuttgart und Lüchow-Dannenberg.
- 20. Juli
Die Polizei kämpft Umweltminister Töpfer den
Weg zu einer Veranstaltung in Scharnebeck frei. In der
Nähe des Verladekranes unterhöhlen 200 AtomkraftgegnerInnen
28 Bahnschwellen. Unterdessen wird der
CASTOR-Behälter in Phillipsburg auf den Bahnwagon
verladen. Auf Weisung von Töpfer genehmigt Griefahn den
Weiterbau der PKA: 2.Teilerrichtungsgenehmigung.
- 26. Juli
Wegen Waldbrandgefahr zieht das
CASTORNIX-Hüttendorf auf eine Wiese an der Elbe um.
- 2. August
Töpfer stellt Griefahn ein Ultimatum zur
Bearbeitung der CASTOR Transportpapiere bis 15 Uhr.
- August
Auf 13 Bahnhöfen im ganzen Bundesgebiet haben
die Gorleben-Frauen Station gemacht und über die
Gefahren der CASTOR-Transporte informiert.
- 19. August
klassische Konzertblockade der Gruppe
"Lebenslaute~ über den ganzen Tag. Mittags werden
in einer Blitzaktion die beiden Tore des Zwischenlagers
mit Leitern überschritten. Trotz
einiger,,Ausraster" der Wachleute kann das Konzert
"drinnen" und "draußen" stattfinden.
-
- 20. August
20 Trecker blockieren als CASTOR-Protest die
Dömitzer Brücke. Eine "CASTORNIX-Karawane"
zieht über die Atommüll- transportwege von Gorleben
nach Phillipsburg, sie informiert über CASTOR-Gefahren.
- 15. 0ktober
Schüler blockieren mehrmals die Lüchower
Innenstadt aus Protest gegen den CASTOR.
- 26. 0ktober
Töpfer weist Griefahn an, innerhalb von 14
Tagen der CASTOR-Einlagerung zuzustimmen.
- 5. November
1.000 Menschen blockieren mit verschiedenartigen
Blockaden die Zufahrtsstraßen in den Landkreis.
- 10. November
Nächtliche Barrikaden aus Baumstämmen und
brennenden Strohballen machen viele Zufahrtsstraßen
stundenlang unpassierbar.
- 14. November
Anschlag auf Bahnoberleitung zwischen Celle und
Garßen. Es werden Castor-Aufkleber gefunden.
- 19. November
Trotz Versammlungsverbotes demonstrieren 2.000
Leute auf den Bahngleisen gegen den CASTOR. Die Räte der
Stadt und Samtgemeinde Dannenberg sprechen sich erneut
gegen die CASTOR-Transporte aus.
- 20. November
Für die Zeit bis zum CASTOR-Transport erläßt die
Bezirksregierung ein 6-Zeitungsseiten langes
Versammlungsverbot.
- 21. November
Aus einer Demonstration in Gorleben wurde ein
Freudenfest, als der CASTOR-Stop des Verwaltungsgerichtes
Lüneburg bekannt wird. Uber 3.000 Menschen feiern ihren
Sieg.
1995
- 21. Januar
Verschiedene Castor-Gruppen, die
"Unbeugsamen" und die "Gorleben
Frauen" veröffentlichen das Konzept zum
"Zivilen Ungehorsam" - einer"öffentlichen
und gemeinsamen Schienendemontage" vor dem
Dannenberger Castor-Verladekran.
- 24. Januar
OVG Lüneburg hebt den Einlagerungsstopp für
das Gorlebener Zwischenlager auf, damit ist der
gerichtliche Weg für den Castor aus Philippsburg frei.
Spontan versammeln sich vor dem Verladekran, auf dem
Lüchower Marktplatz und vor dem Zwischenlager mehrere
100 Menschen, um ihren Unmut gegen die Entscheidung
kundzutun.
- 26. Januar
Auf die Bahnstrecke zwischen Uelzen und Hamburg
wird ein Anschlag verübt, die Oberleitung abgerissen.
Menschen werden nicht gefährdet. Zettel mit der
Aufschrift "Stoppt Castor" gefunden.
- 10. Februar
über 300 Unterzeichnerinnen bekennen sich
öffentlich in einer Zeitungsanzeige zu zivilem
Ungehorsam im Rahmen der Aktion "Ausrangiert"
- 11. Februar
Mittels Luftballons fliegt ein Castormodell in
die Luft und der Zaun um den Verladekran wird mit
Toilettenpapier eingehüllt.
- 16. Februar
Merkel weist Griefahn an, binnen einer Woche, dem Castor
Transport zuzustimmen.
- 20. Februar
Eine Kreuzung in Dannenberg wird von 50 AtomkraftgegnerInnen "dichtgemacht".
- 1. März
3. Verhandlungstermin vor dem Landgericht
Lüneburg gegen die 14 Turmbesetzerinnen wegen
Schadensersatzforderungen der BRD. Das Urteil wird für
den 3. Mai angekündigt.
- 10. März
Der Landkreis verbietet per
"Allgemeinverfügung" die für Sonntag
angekündigte Aktion "Ausrangiert".
- 12. März
Etwa 800 Menschen zeigen trotz
"Allgemeinverfügung" ihren Ungehorsam und
gelangen trotz massiver Polizei- und BGS Präsenz auf die
Gleise und beginnen mit der Demontage.
-
- 23. März
Mehrere Hundert AtomkraftgegnerInnen
protestieren vor dem Zwischenlager und in Lüchow gegen
den Besuch von Bundesumweltministerin Merkel im
Erkundungsbergwerk. Dabei vergleicht Merkel die Pannen
beim Beladen des Castors in Philippsburg damit, daß in
jeder Küche "beim Kuchenbacken mal etwas Backpulver
danebengeht". Dies könnte der Spruch des Jahres
werden.
- 13. April
Unbekannte verüben erneut einen Anschlag auf
die Bahnstrecke Lüneburg-Dannenberg. Aus den
Schienensträngen werden jeweils etwa 2 m lange Stücke
herausgeschnitten und zu einem X aufgerichtet. Ein
außerplanmäßiger Güterzug überfährt die Stelle,
entgleist aber nicht. Schaden: 20.000 DM.
- 15. April
Für die erneute Aktion zivilen Ungehorsams,
"Abschalten", ergeht wieder eine
Allgemeinverfügung des Landkreises. Auktionator
"Mister X" versteigert die Endlager-Erkundungstürme
zugunsten der Prozeßkosten für die
Turmbesetzerinnen.
- 16. April
1.500 BGS- und Polizeibeamtinnen verhindern,
daß 400 AtomkraftgegnerInnen in die Nähe des
Verladekrans zum "Abschalten" auf die Schienen
gelangen.
- 19. April
Erneut Anschläge auf die Bahnstrecke zwischen
Uelzen und Celle. Leit- und Signalkabel werden zertrennt
und"Stopp Castor" Plakate gefunden.
- 21. April
OVG Lüneburg gibt den Weg für den Castor frei.
- 22. und 23. April
Mehr als 4.000 Menschen protestieren in
Dannenberg, aber auch im gesamten Landkreis gegen den
unmittelbar bevorstehenden Castor-Transport. Dabei kommt
es zu Demonstationen, Barrikadenbau, Gleisbesetzungen,
Errichtung eines Hüttendorfes und vielen anderen
Aktionen.
- 24. April 20.05 Uhr
Der Castor beginnt in Philippsburg seine Fahrt
gen Gorleben.
- Dienstag 25. April
Tag X
Die gesamte Castor-Transportstrecke ist Ziel von
Anschlägen und Protesten. AtomkraftgegnerInnen leisten
im Wendland leisten erbitterten Widerstand. Nach 14
Stunden Bahnfahrt trift der Castor gegen 10.30 Uhr in
Dannenberg ein, wird verladen und setzt sich gegen 12 Uhr
auf die 18 km lange Strecke nach Gorleben in Bewegung.
6.500 BeamtInnen von Polizei und BGS bahnen dem Transport
unter Einsatz von Schlagstöcken und Wasserwerfern den
Weg. Es kommt zu zahlreichen Verletzten. Um 17.12 Uhr
schließen sich hinter ihm die Tore des Zwischenlagers in
Gorleben. Die Kosten des Transports werden mit 55
Millionen DM angesetzt.
- 1. Mai
1.000 Menschen "flüchten" im Treck vor der
atomaren Bedrohung und ziehen mit Sack und Pack durch
Dannenberg.
- 3. Mai
Landgericht Lüneburg verurteilt die
Turmbesetzerinnen zu 126.901,10 DM (+ Zinsen)
Schadensersatz wegen Stillstandskosten bei den
Erkundungsarbeiten im Gorlebener Salzstock. Die
Turmbesetzerinnen beantragen Berufung beim
Oberlandesgericht Celle gegen dieses Urteil.
- 12. Mai
Mehr ais 3.000 Menschen sagen erneut in einer
Zeitungsanzeige "Nein zum Castor".
- 13. Mai
Etwa 15.000 Menschen und 250 Trecker demonstrieren in
Hannover gegen Castor-Transporte.
- 9. Juni
Die Bäuerliche Notgemeinschaft protestiert mit
100 AtomkraftgegnerInnen gegen den Besuch von Monika
Griefahn in Hitzacker
-
- 9. Juli
Die "Castornix Karavane" startet zu
ihrer zweiten Reise, diesmal durch Norddeutschland
- 26. Juli
BfS ordnet den Sofortvollzug für weitere
Castortransporte an. Erstmals sollen auch Glaskokillen
aus der WAA La Hague nach Gorleben transportiert werden.
- 1. August
- Nuklearmediziner Prof. Horst Kuni bestätigt in einem
Gutachten, daß Transporte mit Brennelementen aus AKW
wesentlich gefährlicher sind, als bisher angenommen.
- 21. August
Anschläge auf den Verladekran und das
Zwischenlager in Gorleben verursachen Schäden von über
300.000 DM.
- 26. und 27. August
"Stay rude - Stay rebel",
Benefitz-Open-Air-Festival, mit 24 Bands in Grabow.
- 24. September
Malefiz in Gorleben. 1.000 Menschen demonstrieren am
Gorlebener Erkundungsbergwerk. Es kommt zu Rangeleien mit
der Polizei, Schlagstock- und Wasserwerfereinsatz.
- 24. 0ktober
Sechs Anschläge auf Bahnlinien im Kreis Uelzen.
Menschen kommen nicht zu Schaden. Ein Bekennerbrief zeigt
den Zusammenhang zu Castor-Transporten nach Gorleben.
1996
- Ende Februar
"Gorleben-Frauen" übergeben bei der
Siemens-Aktionärsversammlung mehr als 2.000 im Wendland
gesammelter Unterschriften boykottwilliger
VerbraucherInnen. Es sollen solange keine Produkte von
Siemens gekauft werden, solange der Konzern an der
Atomwirtschaft festhält.
- 24. März
Polizei klaut Prozeßakten aus PKW. Ein
Bio-Bauer soll bei einer Treckerdemonstration
Polizeibeamtinnen gefährdet - haben. Wenige Tage vor
Prozeßtermin beim Dannenberger Amtsgericht, verschwinden
die Prozeßakten des Verteidigers und werden kurz danach
von der Dannenberger Polizei zurückgegeben.
- 30. März
Mehr als 50 Motorräder nehmen an einer Protestaktion der
Gruppe IDAS teil.
- 6. April
"Frühjahrsputz" im Wendland mit gut 2.000
Demonstrantinnen
- 13. April
Wieder ergeht eine "Allgemeinverfügung" des
Landkreises gegen ein erneutes "Ausrangiert".
- 14. April
Trotzdem lassen sich mehr als 1 .000 Menschen nicht
abschrecken und versuchen erneut die Schienen öffentlich
zu demontieren. Die Polizei verhindert dies mit Härte
(Hunde, Wasserwerfer). Noch April Vor dem Amtsgericht in
Dannenberg beginnt eine Prozeßflut wegen
Widerspruchsverfahren, die mit dem letztjährigen
Castortransport zusammenhängen.
- 16. April
200 AtomkraftgegnerInnen besetzen die Gleise zum
Verladekran. Damit beginnt die Zeit des
"Feierabendsägens" in Dannenberg.
- 20. und 21. April Tag B
ca. 1.000 AtomkraftgegnerInnen begutachten den Zustand
der Brücken auf den Castor-Bahn-Strecken Uelzen- bzw.
Lüneburg-Dannenberg.
- 24. April
Strommast bei Lüchow wird erklommen und ein
riesiges Transparent entfaltet: Stop AKW
-
- 26. April
Tschernobyl - 10 Jahre danach. Bundesweite Aktionen für
die sofortige Stillegung aller Atomanlagen.
- 27. April
OVG Lüneburg gibt grünes Licht für die Einlagerung von
Glaskokillen aus La Hague.
- 27. April
Zwischen Lüneburg und Dannenberg explodiert ein
Srengsatz an einer Brücke der Bahnstrecke.
- 30. April
Hüttendorf Castornix bei Splietau entsteht.
- 1. Mai
Anschlag auf Bahnstrecke Uelzen-Hannover. Ein
umgesägter Strommast beschädigt die Oberleitungen von 4
Gleisen. 100 Kinder protestieren mit Trommeln und
Trillerpfeifen in Lüchow.
- 2. Mai
erneutes "Demonstrationsverbot" für
den Landkreis Lüchow Dannenberg entlang der Schienen und
der Straße nach Gorleben.
- 2. und 3. Mai
Die ohnehin seit drei Wochen hohe Polizeidichte rund um
Dannenberg wächst ins Unermeßliche
.
- 3. Mai
28 Gorleben-Frauen sind mit Performance in
U-Bahnschächten der Großstädten unterwegs und zeigen,
daß Gorleben überall ist.
- 4. Mai
Mehr als 10.000 Menschen demonstrieren in
Dannenberg. 400 werden im Anschluß bei Karwitz an der
Bahnstrecke von der Polizei eingekesselt.
-
- 6. und 7. Mai
Der Widerstand geht weiter. Viele kleinere und
größere Aktionen begleiten das Warten auf den nahenden
Castor. Unter anderem kommt es in Jameln zu einer
Blockade des Tiefladers, in deren Verlauf der Landwirt
Adi Lambke aus seinem Trecker geprügelt wird.
- 7. Mai
Gegen 12 Uhr überquert der Castor bei Lauterbourg die
deutsch-französische Grenze und beginnt in Deutschland
seine von Protesten begleitete Reise ins Wendland.
- 8. Mai Tag X:
Ein Landkreis im Ausnahmezustand. Gegen
6.00 Uhr erreicht der Castor aus La Hague Dannenberg.
Für die Strecke vom Verladekran zum Zwischenlager werden
6 Stunden benötigt. 10.000 Polizei- und BGS-Beamtinnen
bahnen unter massivem Wasserwerfer- und
Schlagstockeinsatz den Weg gegen den Widerstand der etwa
10.000 Demonstrantinnen. Im Morgengrauen werden weit
entfernt von der Transportstrecke die Trecker der
Bäuerlichen Notgemeinschaft beschädigt und stillgelegt.
Ca. 500 DemonstrantInnen werden an diesem Tag in
polizeilichen Gewahrsam genommen, mehr als 100 Personen
verletzt.
- Dieser Polizeieinsatz war einer der bisher größten in
der Geschichte der BRD. Ende Mai kündigt die GNS für
Herbst einen Sammeltransport mit drei Castorbehältern
an.
- 18. Juni
Glogowski beziffert die Kosten für die Sicherung des
letzten Castor-Transportes auf 90 Mio. DM.
- 5. August
300 Menschen und 30 Traktoren blockieren einen
leeren Castor-Behälter neuen Typs, der zu
Genehmigungszwecken ins Zwischenlager transportiert wird.
Gleichzeitig kündigt die niedersächsische
Landesregierung den Umbau am Verladekran an, damit
zukünftig mehrere Castor-Behälter gleichzeitig verladen
werden können.
- 7. August
Schröder muß eine Rede auf dem Lüneburger Marktplatz
abbrechen, da Trillerpfeifen seine Atompolitik
quittieren.
- 9. August
AtomkraftgegnerInnen stellen 110 Strafanzeigen
gegen Polizei- und BGS-Beamte im Zusammenhang mit dem
letzten Transport.
- 11. August
1.400 Menschen beteiligen sich beim "Fit gegen den
Castor" Volksradeln und -laufen.
- 17. August
In Trebel gründet sich die "Salinas Salzgut
GmbH" mit dem Ziel "Förderung und Vertrieb von
Gorleben Salz".
- 28. August
400 AtomkraftgegnerInnen reisen per Sonderzug
von Dannenberg nach Bonn zum «Ersten Atommülltransport
nach Bonn", einem Theaterstück mit Bullizei,
Wasserwerfer und - Pappmache-Castor.
- 15. September
Auftaktschienensägen zur Aktion öffentlichen
Ungehorsams "Keine Bahn zum Castor-Kran".
- Anfang November
"Der Spiegel" veröffentlicht Teile eines 31
seitigen"vertraulichen" Dossier des Bundesamts
für Verfassungsschutz. Darin erkennen die
"Verfassungsschützer" eine Zunahme des
Widerstands gegen die Castortransporte durch Anzahl und
Wirkung der Anschläge und versuchen mittels Einstufung
als "Linksextremistisch/militante Bestrebungen im
Rahmen der Castor-Kampagne" die Kriminalisierung der
Bewegung voranzutreiben.
- Ende November
Es wird bekannt, daß der ursprünglich für
Herbst geplante dritte Atommülltransport Anfang März 97
stattfinden soll. Erstmals sollen gleich sechs
Castor-Behälter in einem Sammeltransport ins
Zwischenlager gebracht werden.
1997
- 5. Januar
20 AtomkraftgegnerInnen klettern in einer
Blitzaktion über das Tor der PKA Baustelle, um darauf
aufmerksam zu machen, daß die technische
Inneneinrichtung bereits installiert wird und demnächst
mit der"Kalthantierung" am Castorbehälter
begonnen werden soll.
- 12. Januar
In Hitzacker demonstrieren 300
AtomkraftgegnerInnen mit einer Menschenkette auf dem Eis
der Elbe (von Ufer zu Ufer).
- 16. Januar
Ein Waggon, der kurz zuvor einen leeren
Castorbehälter aus der WAA Sellafield zum AKW Krümmel
gebracht hatte, entgleist wegen "Vereisung" der
Schiene vor dem AKW.
- 20. Januar
Politwissenschaftler Prof. Dr. Jürgen Seifert
entlarvt den Bericht des Bundesamtes für
Verfassungsschutz als Dossier zum Aufbau eines
Feindbildes, damit die Polizei "ihre Schlaghemmung
verliert".
- 4. Februar
Ein Zug mit abgebrannten Brennelementen aus dem AKW
Lingen entgleist auf dem Weg nach Sellafield in der
Ortschaft Apach unweit der französisch-luxemburgischen
Grenze. Von den drei Waggons mit Uran 235 kippt keiner
um, der erste neigt sich allerdings zur Seite und hat
sich mit den Rädern tief in das Steinschotterbett der
Gleise eingegraben.
- 8. Februar
2.000 Menschen demonstrieren in Berlin gegen die
Atomgeschäfte von Siemens.
- 14. Februar
Das Oberlandesgericht Celle befindet in einem
"Grundurteil" die Schadensersatzforderungen der
Bundesrepublik Deutschland gegen die Turmbesetzerinnen
für rechtens, will aber über die Höhe der Forderung
erst verhandeln, wenn dieses Urteil rechtskräftig wird.
Die Turmbesetzerinnen beantragen Revision beim
Bundesgerichtshof in Karlsruhe.
- 15. Februar
Die Aktion "Entwidmung-jetzt" auf der
Bahnstrecke von Uelzen nach Dannenberg brachte 2.000
Menschen zur Auftaktkundgebung nach Zernin. Danach
begutachteten zwei "lnspektionskollonen" den
Zustand der stillgelegten Strecke. Zu guter Letzt wurde
vor dem Haus des CDU-Bundestagsabgeordneten Grill eine
Fuhre Mist abgeladen.
- 19. Februar
Mitten im Stadtviertel Frankfurt-Sachsenhausen
kollidieren zwei Güterzüge, davon einer mit 21
Kesselwaggons mit Benzin und Gefahrgut. Vier Waggons
entgleisen, einer fängt Feuer.
- 20. Fenruar
Unter dem Vorwand, Beweismaterial im
Zusammenhang mit der Aktion "Keine Bahn zum
Castor-Kran" zu suchen, finden acht
Hausdurchsuchungen im Wendland und den Nachbarregionen
statt. Offensichtlich soll jedoch vor dem anstehenden
Transport der Widerstand verunsichert und kriminalisiert
werden.
- 19. bis 23. Februar
Die Bl Lüchow-Dannenberg feiert 20 Jahre
Widerstand nach dem Motto "Unser Lachen wird sie
besiegen". Im Vorfeld des anstehenden Transportes
wehren sich auch - regionale Gremien: der Landkreis
weigert sich ein Demonstrationsverbot zu erlassen,
woraufhin dies durch die Bezirksregierung Lüneburg
geschieht; der regionale Wasserbeschaffungsverband
untersagt der Polizei und BGS das Füllen der Werfer;
diverse Stadt- und Gemeinderäte fassen Beschlüsse gegen
den Atommülltransport; die Städte Dannenberg und
Hitzacker verweigern Polizei und BGS Schul- und
Mehrzweckhallen als Unterkünfte, worauf die
Bezirksregierung mit einer Beschlagnahmeverfügung
reagiert und Schülerinnen die Hallen kurzerhand
besetzen.
- 26. Februar
Unter lautstarken Protesten findet in Lüchow ein
Gespräch (natürlich ohne konkretes Ergebnis) zwischen
der Bundesumweltministerin Angela Merknix und
Vertreterinnen einiger Anti AKW-Gruppen statt.
- 27. Februar
In Bonn findet (ebenfalls ohne konkretes
Ergebnis) eine Castor-Debatte statt. Anschläge auf die
Deutsche Bahn AG und Ampelanlagen in Scheswig-Holstein
und Hamburg.
- 1. März
Nachdem schon in mehreren Städten Demos gegen
den anstehenden Transport stattgefunden haben und im
Wendland mehrere kleinere und größere Aktionen gelaufen
sind, demonstrieren auf der Auftaktkundgebung in
Lüneburg etwa 15.000 Menschen und setzen sich
anschließend im Konvoi nach Lüchow-Dannenberg in
Bewegung.
- 2. März
Die "Stunk-Parade" setzt mit 10.000 Menschen
und etwa 570 Treckern ein weiteres Zeichen gegen die
Selbstherrlichkeit der Atomiker. Abends beginnt mit 80
Treckern die Blockade der Transportstrecke in Splietau.
- 3. März, 5 Uhr
Die Tage NiX3 beginnen. Um 5 Uhr startet der 510m lange,
1.900 Tonnen schwere, aus 17 Waggons bestehende und von
je 2 Dieselloks gezogene bzw. geschobene Zug in Wahlheim.
Uber Bebra, Göttingen, Hildesheim und Hahnover erreicht
er begleitet von wütenden Protesten am Nachmittag
Lüneburg. Für die letzte Etappe nach Dannenberg werden
mehrere Stunden benötigt, da der Zug ständig und
phantasievoll blockiert wird. Mit mehr als achtstündiger
Verspätung kommt er nach Mitternacht in Dannenberg an.
- 4. März
Verladetag. Recht zügig werden die
Castorbehälter auf die Schwerlasttransporter verladen.
Etwa 8.000 Atomkraft gegnerinnen besetzen die Straße
direkt vor dem Verladekran. Die ursprünglich geplante
Transportstrecke ist wegen Unterhöhlungen, Blockaden und
anderen Beschädigungen unpassierbar. An der
Ausweich-Nordstrecke finden ständig Auseinandersetzungen
zwischen dem massiven Polizeiaufgebot und
Demonstrantinnen statt. Es kommt zu zahlreichen
Verletzungen, Ingewahrsamnahmen und Verhaftungen. Der
Landkreis ist wieder einmal im Ausnahmezustand,
Straßenkontrollen werden ohne Rechtsgrundlage zu
Straßensperren.
- 5. März
Nachts gegen 0 Uhr beginnt die Polizei mit der
Räumung der Sitzblockade. Dabei wird das Vorgehen der
Polizeikrafte von der fortschreitenden Zeit bestimmt.
Zuerst erfolgt ein Wegtragen der BlockiererInnen, die
sich meist an anderer Stelle wieder einreihen, dann
erfolgt der Einsatz von Wasserwerfern mit sich
steigerndem Wasserdruck bis zuletzt von beiden
Blockadeenden her immer brutaler "weggeräumt"
wird. Etwa gegen 11.45 Uhr rollt der Transport dann los.
Immer wieder gelingt es Demonstrantinnen entlang der
Transportstrecke trotz massivster und brutal vorgehender
Polizeikräfte auf die Straße zu gelangen und den
Konvoi, wenn auch meist nur kurz, zu stoppen. Kurz nach
15 Uhr ist das Zwischenlager erreicht. Eine erste Bilanz
geht von 400 Ingewahrsamnahmen bzw. Festnahmen aus, mehr
als 650 Ermittlungsverfahren sind eingeleitet. Es sind
mindestens 400 Menschen durch die teilweise unvorstellbar
brutalen Polizeieinsätze verletzt worden, zusätzlich
erlitten weitere 30 Personen schwere Verletzungen. Dies
war wieder einmal der bisher größte Polizeieinsatz
(etwa 30.000 Beamte) in der Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland, wieder einmal ein Lehrstück in
"Staatsbürgerkunde" und wieder einmal
offenbarte sich der Atom - Polizeistaat.
Quelle: http://www.oneworldweb.de/castor/diskus/sonst/chronologie.html
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